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Stadtporträt
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Die erste Zeitung erscheint

Ferdinand Vornbäumen gründete Anfang 1884 zusammen mit Louis Zander in Gütersloh die "Gütersloher Zeitung". Von dem Färbereibesitzer Schoneweg erfuhr er rein zufällig, dass Bünde eine aufblühende Stadt sei und dort eine Zeitung und Buchdruckerei sich befindet. Daraufhin löste er die Verbindung mit seinem Teilhaber. In Lütjenburg stand eine Buchdruckerei-Einrichtung zum Verkauf, die er gleich kaufte und ohne Bünde je gesehen zu haben, ließ er diese Einrichtung nach Bünde verschicken. An der unteren Eschstraße fand er geeignete Räumlichkeiten für das Unternehmen.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer. So erging es Ferdinand Vornbäumen auch nicht anders. Er besuchte die Bünder Geschäfte, um Anzeigen für seine erste Probenummer zu sammeln. Er wurde bitter enttäuscht, denn nicht eine einzige Anzeige konnte er ergattern. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als die Anzeigen kostenlos aufzunehmen. Nur mit Mühe konnte er eine Seite damit füllen. Aber nach und nach erkannte die Bünder Geschäftswelt den Wert der Zeitungspropaganda und es gingen mehr und mehr Anzeigen ein, die natürlich bezahlt wurden.

Herr Vornbäumen hatte ganz vergessen, seinen Betrieb anzumelden. Nachdem er schon eine Woche in Bünde tätig war, sprach er beim Amtmann Mahlendorff vor. Amtmann Mahlendorff war kurz angebunden und wollte wissen, wie lange er schon hier sei. Vornbäumen gab wahrheitsgemäß Auskunft. Im unfreundlichen Ton belehrte Amtmann Mahlendorff ihn, dass er sich innerhalb drei Tage hätte anmelden müssen, und sagte: "Übrigens ist es das Beste, sie packen Ihre Siebensachen zusammen und suchen sich einen anderen Ort aus!". Ferdinand Vornbäumen erwiderte: "Nein, Herr Amtmann, ich bin nun einmal hier und werde versuchen, ob ich hier eine Existenz finden kann!"
Nach einem halben Jahr trafen sie sich auf dem Bahnhof. Amtmann Mahlendorff erkundigte sich, wie das Geschäft laufen würde. Vornbäumen brachte seine Zufriedenheit zum Ausdruck und Mahlendorff sagte: "Das freut mich."

Ende Juni 1885 waren verschiedene Probenummern unter den Namen "Stadt- und Landanzeiger" erstellt, die er persönlich von Haus zu Haus trug und die Bewohner zum Kauf bzw. zur Bestellung seiner Zeitung überredete. Auf dem Land waren Zeitungen kaum vertreten. Hier musste Vornbäumen hart kämpfen, um seine Zeitung an den Mann zu bekommen. In einem Bauernhaus traf er eine Familie beim Mittagstisch an und bat, seine Zeitung zu abonnieren. Der Bauer lehnte dies unter dem Vorwand ab, dass er Lesestoff genug im Hause hätte. Auf seine Frage, worin dies bestände, erwiderte er: "Wi hätt de Bibel, den Katechismus und datt Gesangbiuk". "Aber lieber Mann" gab er zur Anwort, "und diese Schriften kennen Sie noch nicht auswendig? Sie wollen doch auch mal etwas Neues lesen." "Jau, dat Nigge dögt man nich", war seine Entgegnung. Auf sein weiteres Zuraten bestellte er schließlich die Zeitung, trotz des "vielen Lesestoffes".

Bald hatte er so viele Leser, dass ab 1. Juli die Zeitung zweimal in der Woche erschien.
Schon 1887 übersiedelte er das Unternehmen in ein eigenes Haus in der Friedrichstraße. Ab 1. Juli 1887 erschien die Zeitung unter den Namen "Bünder Zeitung". Wenige Jahre später, 1892, waren die neuen Räume viel zu klein geworden. Mit einem Anbau wurden schöne und helle Betriebsräume geschaffen. Es entstanden auch technische Verbesserungen, wie eine Schnellpresse und eine Falzmaschine. Die Zeitung konnte jetzt, 1894, dreimal in der Woche erscheinen. Ab Herbst 1898 erschien sie dann täglich.
1899 kaufte Ferdinand Vornbäumen, die eben erst auf dem Markt gekommene Linotype-Setzmaschine. In Fachkreisen sagte man ihr eine Lebensdauer von nur wenigen Jahren voraus. So kam es, weil sie keiner haben wollte, dass die Kleinstadtzeitung als erste in ganz Westfalen eine Setzmaschine aufstellte.

Ab September 1905 wurde die "Bünder Zeitung" unter den Namen "Bünder General-Anzeiger / Bünder Zeitung" vertrieben. Auch in diesem Jahr wurde sein Unternehmen nochmals mit einem Anbau erweitert. Weitere Maschinen wurden angeschafft, darunter auch eine Licht- und Kraftanlage für elektrischen Strom. Bünde wurde erst Jahre später elektrifiziert. Den enormen technischen Fortschritt der Energieversorgung der Druckerei F. Vornbäumen machte sich die benachbarte Stadtgartengesellschaft zu Nutze und schloss die Stadtgartenbühne in den Stromkreis ein.
Keinen Aufschwung ließen der Krieg und die Nachkriegszeit sowie vor allem die Inflationsjahre zu, die bittere Not brachte. Durch Einführung eines "Naturalbezuggeldes" wurde eine Besserung geschaffen. Das Bezuggeld wurde in Form von Lebensmitteln, wobei eine einzige Lieferung oft ein volles Jahresabonnement bedeute, einkassiert.

In den nächsten Jahren schenkte man der Drucksachenherstellung mehr Aufmerksamkeit. Neue Maschinen, wie moderne Druckpressen und moderne Buchbindereihilfsmaschinen wurden angeschafft. Selbstverständlich wurde die Zeitung, als das Rückgrad des Unternehmens, nicht vernachlässigt. Im Gegenteil, die Leistungsfähigkeit wurde 1927 durch Aufstellung einer zweiten Setzmaschine gesteigert.
Nach der Stabilisierung des Geldes überließ Ferdinand Vornbäumen die Geschäftsführung mehr und mehr seinen beiden Söhnen, die mehrjährige fachliche und redaktionelle Ausbildung genossen hatten.

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Stadt Bünde -Stadtarchiv
Eschstraße 50
32257 Bünde
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